Kombi-Aufbaukurs Tauchsicherheit & Rettung und Medizin Praxis

in Zeiten von Kontaktbeschränkungen

 

Kann man einen Aufbaukurs, der das Erlernen und Üben von Rettungs- und Transporttechniken beinhaltet, in dem man sich zwangsläufig recht nahe kommt, in Zeiten von Kontaktbeschränkungen durchführen? Ja, man kann. Nachfolgend ein kleiner Bericht wie es doch funktioniert.

Die Vorgeschichte

Aufgrund der unsicheren Lage wurden im April 2020 alle Kurse bis einschließlich 31. August 2020 abgesagt, darunter auch die Kombi-Kurse im Mai und August. Nach anfänglicher Unsicherheit haben wir das Konzept des Kurses untersucht und überlegt, wie wir die Theorie und die praktischen Übungen so entzerren oder verändern können, um einerseits die gebotenen Abstände einzuhalten und andererseits das Kursziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Erste Gedanken

Der Seminarraum an unserem Verbandssee in Schönbach ist für 24 Kursteilnehmer zu klein um ohne Mund-Nasen-Bedeckung darin zu sitzen. Nachdem wir im April und Mai 2020 im Online-Unterrichten der DTSA Ein-/Zwei-/Drei-Stern-Theorie viele Erfahrungen sammeln konnten, haben die Medizinausbilder Tristan Bierbrauer (TL 2) und Thomas Holl (TL1) den theoretischen Unterricht via Videokonferenz an zwei Dienstagabenden vor dem Praxis-Wochenende vermittelt. Ein kleines Quiz, zu Medizinthemen aller Ausbildungsstufen bis zum DTSA-Drei-Stern am zweiten Dienstag, hat das ganze zusätzlich aufgelockert, insbesondere die kunstvoll vom System vergebenen pseudonymisierten Teilnehmernamen. Ein/e zunächst unbekannte/r „Pomelo Irgendwas“ und weitere gut Platzierte durften am Praxis-Wochenende am See kleine Preise in Form von Süßigkeiten entgegennehmen.

Stations-Ausbildung an Land

Ein ganzer See … nur für uns … und bestes Spätsommerwetter. Das sind schon mal eine gute Basis für die Stationsausbildungen an Land. An sechs verschiedenen Stationen verteilten sich die 23 Kursteilnehmer mit ihren Ausbildern über den gesamten Uferbereich von der TLvD-Hütte bis zu den Ausrüstungstischen. So konnte der empfohlene Abstand sehr einfach eingehalten werden. Vermittelt haben wir die Anwendung und Handhabung von Sauerstoffsystemen On-Demand und im Kreislauf, Stabile Seitenlage und der allseits beliebte Palstek. Dieser wurde später noch um einen Rettungsknoten erweitert. Die Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) an zwei Übungspuppen, mit und ohne Einbezug eines AED (automatisierter externer Defibrillator), konnte aktuell nur in der Einhelfermethode ohne Beatmung stattfinden. Das verkleinert die körperlichen Anstrengungen der Übenden nur unwesentlich.

Stations-Ausbildung im Wasser

Für die Rettungs- und Transporttechniken im Wasser wurde es anspruchsvoll. Im Vorfeld stand ja Frage „Wie kann eine handlungsunfähige Person über eine Leiter gerettet werden, wenn sich die Übenden nicht zu nahe kommen sollen/dürfen?“ im Raum. Das galt gleichlautend auch für das Retten ins Schlauchboot, das Retten mit einer Leine, den Schulter-Tragegriff und den Rautek-Rettungsgriff.

Die einfachste Lösung, dass rettende und verunfallte Person aus einem Haushalt kommen, traf bei den wenigsten Teilnehmern zu. Alle anderen mussten dann zwangsläufig mit den aus dem Landestauchsportverband Mecklenburg-Vorpommern und der DLRG Friedberg/Bad Nauheim ausgeliehenen Wasserrettungspuppen vorlieb nehmen. Die Übung mit der Rettungpuppe hatte den Vorteil, dass sie meistens die Retter kaum bis gar nicht unterstützt. Auch Verrenkungen von Gelenken, in Positionen die die Natur so nicht vorgesehen hat, werden von ihr anstandslos und ohne eine Miene zu verziehen akzeptiert. Nachteilig ist, dass die Rettungspuppen zu leicht für die Übung waren. Echte Personen sind deutlich schwerer in ein Boot zu retten.

Die Tauchgänge

Nachdem die Stationsausbildungen ohne Tauchgeräte waren, ging es am Samstag Nachmittag und am Sonntag an die standardisierte Rettungsübung eines handlungsunfähigen Tauchers. 

Den Ablauf demonstrierten Karl-Heinz Preuß und Sascha Thom für Alle an Land. Die Szene erinnerte stark an das Duell aus dem Film „12 Uhr mittags“ (Original High Noon). Sascha tauchte auf den verunfallten Karl-Heinz zu und gab zunächst OK-Zeichen in das Sichtfeld von Karl-Heinz. Nachdem dieser das nicht quittierte – er könnte ja auch etwas im Sand beobachten – folgten ein beherztes Schütteln an der Schulter und im weiteren Verlauf die Betätigung von diversen Einlass- und Auslassknöpfen um den Verunfallten an die Oberfläche zu bringen.

Briefing, die Tauchgänge mit den Übungen und das Nachbriefing folgten in kleinen Gruppen von drei Teilnehmern mit jeweils einem Ausbilder. Nach den Tauchgängen gab es dann noch eine große Nachbesprechung mit den Erkenntnissen aus den kleinen Gruppen, die für Alle interessant waren. 

Am Sonntag morgen folgten um Seeufer Impulsvortrag zu den Themen „Vorbeugende Unfallvermeidung, Angst und Panik“ und ein weiterer Tauchgang zum weiteren Festigen des Ablaufs der Rettungsübung.

Kulinarische Köstlichkeiten 

Das sonst übliche Wurst-Käse-Szenario, besser bekannt als das große Mittagsbuffet, wurde durch fertig portionierte Sandwiches, Wraps und Süßigkeiten des örtlichen Feinkost-Discounters ersetzt. Ergänzt durch Kaffee, Wasser und Apfelschorle ließen wir uns das Essen bei strahlendem Sonnenschein schmecken.

Fazit 

Auch in Zeiten von Kontaktbeschränkungen kann man einen Tauchkurs durchführen. Oft ist es ausreichend die Übungen etwas zu verändern oder teile zu Unterlassen, ohne dass dabei Sinn und Zweck verändert werden. Eine Videokonferenz über das Internet kann einen zu kleinen Seminarraum ersetzen. Mein Dank gilt an die 24 Teilnehmer, die auch in dieser Zeit bereit waren, den Kurs zu besuchen und meinen 9 sehr engagierten VDST-Tauchlehrer-Kollegen, ohne die so ein großer Kurs ohnehin nicht möglich ist.

Sascha Thom TL2 HTSV TAK